Carsten Prüßner, Ju-Jutsu-Koryphäe

1. Frage: Hallo Carsten! Wie bist Du auf die Sportart Ju-Jutsu aufmerksam geworden und wann hast Du mit dem Training begonnen?

 

Ich hatte damals ein Gespräch zwischen zwei ehemaligen Schulkameradinnen mitbekommen, die sich über Ju-Jutsu unterhielten. So sind wir dann zu dritt zu dem am darauffolgenden Mittwoch Abend stattfindenden Training nach Oerlinghausen gefahren. Wir konnten an dem Abend nicht mittrainieren, da statt Training eine Gürtel-Prüfung stattfand.

Eine Woche später konnte ich dann endlich mittrainieren und bin dann bei dem Budosport geblieben. Das alles war im Jahr 1977.

 

2. Frage: Kannst du dich noch an deine erste Trainingseinheit erinnern?

 

So genau kann ich mich nicht mehr an die erste Trainingseinheit erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich ein gern gesehener Partner war. Zu der Zeit war ich nämlich noch um einiges leichter.

 

3. Frage: Welche Trainerpersönlichkeit hat dich am stärksten beeinflusst?

 

Da gibt es mehrere Trainer. Ganz vorn an erster Stelle steht mein leider schon verstorbener Trainer und Freund Norbert van Soest. Er hat Kampfsport und -kunst nicht nur zelebriert, sondern auch gelebt.

 

4. Frage: Wann hast du deine Prüfungen abgelegt und welche Erinnerungen sind dir gegenwärtig?

 

Die Prüfungen habe ich zwischen 1980 und 1999 abgelegt. Kurz nachdem unsere älteste Tochter auf die Welt gekommen ist, habe ich den 5.Dan durch Prüfung bestanden. Die Prüfung zum 1.Dan habe ich noch sehr gut in Erinnerung. In der Nacht zum 7.November 1987 war die Heizung in der Turnhalle ausgefallen. Wir hatten in der Halle gefühlte minus 10 Grad. Die Prüfungsbedingungen war sehr hart. Wir sind zu fünft im Auto nach Solingen gefahren und drei von uns hatten die Prüfung nicht bestanden. Die Stimmung auf der Rückfahrt war dementsprechend.

 

5. Frage: In welchen Städten und Vereinen hast Du regelmäßig trainiert?

 

Mit dem Ju-Jutsu habe ich in Oerlinghausen begonnen. Als Gast war ich sehr regelmäßig in der Polizeischule Stuckenbrok, sowie ab dem 16.Lebensjahr in Bielefeld bei meinem Trainer Norbert van Soest in seiner Sportschule.

 

6. Frage: Wie kam es dann, dass du zu unserem Club in Lemgo gestoßen bist?

 

Als ich 1997 mit Veronique in Lemgo gebaut habe, sind wir immer noch nach Oerlinghausen und Helpup zu meinen damaligen Vereinen gependelt. Als sich dann unsere älteste Tochter Kyra ankündigte, habe ich den einen Verein an einen meiner Schüler abgegeben und mit dem Dojo Lemgo-Lippe Kontakt aufgenommen. Damals war Erich Busch noch der 1.Vorsitzende des Karate Dojo Lemgo – dem Vorgängerverein des Dojo Lemgo-Lippe.

 

7. Frage: Durch das Ju-Jutsu hast du viele Städte, Länder und unzählige Menschen kennen gelernt. Nenne uns bitte drei besonders schöne Erlebnisse und ein schlimmes!

 

Das schönste Erlebnis war in Paderborn. Da habe ich 1992 auf der Matte Veronique getroffen und seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Unheimlich aufregend war die „Aufbauhilfe Ost“ 1990 bis 1992. Da war ich mehrmals über mehrere Wochen in den neuen Bundesländern und hatte dort viel Spaß und nette Menschen kennen gelernt. Sehr schön ist es, dass es noch einige aktive Kampfsportler gibt, die ich seit mehr als 30 Jahren kenne, und mit denen ich immer noch trainieren darf, z.B. auf unserem Herbstseminar. Auch finde ich es supertoll, wie sich die meisten Kampfsportler/-künstler untereinander achten und verstehen, gegenseitig einladen und miteinander trainieren. So etwas wäre unter Ballsportlern nahezu undenkbar.

So ganz schlimme Ereignisse hatte ich auf der Matte noch nicht. Es ist nur immer sehr schade, wenn jemand wegen einer misslungenen Prüfung oder körperlichen Problemen mit dem Sport aufhören muss. Ich glaube, dass es sehr häufig möglich wäre, den Sport weiter zu betreiben, wenn das Training etwas reduziert werden würde. Etwas traurig werde ich, wenn ich in meinen Budo-Pass schaue und feststelle, wie viele meiner Freunde und Trainer bereits verstorben sind.

 

8. Frage: Unsere fernöstlichen Sportarten haben einen exklusiven Touch. Findest Du, dass sie in den Kanon der Schulsportarten aufgenommen werden sollten?

 

Damit diese Sportarten richtig im Schulsport aufgenommen werden könnten, wären viele gute Trainer notwendig. Ich glaube, dass es fast unmöglich ist, viele gut ausgebildete Trainer zu bekommen. Ich denke, es ist besser, keine als schlechte Kampfkünste durch unqualifizierte Trainer zu unterrichten. Das gleiche gilt, meiner Meinung nach, auch für Vereinstrainer.

 

9. Frage Was fasziniert dich nach all den Jahren noch am Ju-Jutsu?

 

Ich fühle mich beim Ju-Jutsu so wohl, weil es so umfangreich ist und für fast alle Lagen eine Lösung anbietet. Das es weiche und harte und Techniken gibt, von Klein und Groß, Frau wie Mann auszuführen ist. Für mich, kann ich sagen, dass ich mitlerweile reagiere, die Situation bewältige und erst danach realisiere, welche Technik ich angewandt habe. Wenn ich im Dienst mal in brenzlige Situationen geraten bin, wurde weder ich noch der Aggressor verletzt, darauf bin ich auch ein wenig stolz.

 

10. Frage: Welche weiteren sportlichen Ziele treiben dich nun an?

 

Ich habe einen Freund, Walter Wehrmann aus Hamm. Er trainiert mit über 90 Jahren noch mehrmals regelmäßig Ju-Jutsu. Gern würde ich ebenfalls bis ins hohe Alter Kampfsport betreiben. Ich möchte mein Ju-Jutsu an viele interessierte Ju-Jutsuka weitergeben und irgendwann mal den Verein in gute Hände abgeben.

 

11. Frage: In welchem Buch hast du zuletzt gelesen?

 

Cry von Lisa Jackson. Ich mag diese Art von Thriller, auch wenn sie manchmal ein wenig grausam sind.

 

12. Frage: Welcher Film ist dein Lieblingsfilm?

 

Einen echten Lieblingsfilm habe ich nicht. Die alten richtigen Bruce Lee Filme kann ich mitsprechen, so oft habe ich sie gesehen. Auch die ersten Filme mit dem Aikidomeister Steven Seagal sind faszinierend.

 

13. Frage: Wohin ging Deine weiteste Reise [bisher]?

 

Wir waren mal in Sri Lanka, allerdings ohne Judo Gi.

 

14. Frage: Was machst du in den nächsten Ferien?

 

Mit der Familie Urlaub auf dem Bauernhof in Deutschland. Mein Mountainbike kommt auf jeden Fall auch mit!

 

15. Frage Was bewegt dich sonst im Leben?

 

Krankheiten und wirkliche Schicksalsschläge. Leider gibt es davon zu viele. Durch meinen Beruf habe ich immer wieder mit Schicksalen anderer zu tun.

 

16. Frage: Dein Lebensmotto?

 

Lebe dein Leben, sei offen und tolerant.

 

17. Frage: Du bist schon so viele Jahre in Selbstverteidigung und Kampfkunst tätig. Unzählige Lehrgänge, Wettkämpfe und Ereignisse haben sich zugetragen. Gibt es ein Ereignis, das für dich eine ganz spezielle Bedeutung hat, die du uns verrätst?

 

Sehr geprägt haben mich 9 Jahre Kata-Training mit meinem Kata-Partner Martin Peter. Bei unserem gemeinsamen Trainer und Kata-Spezialist Norbert van Soest durften wir die Goshin Jitsu no Kata und Kime no Kata bis zur Perfektion lernen, danke Norbert und Martin.

 

 

 

 

 

Steckbrief:

 

Name: Carsten Prüßner

Spitzname: einige, aber keinen „echten“

Geburtstag: 27.Oktober 1965

Familienstand: verheiratet

Körpergröße: 177cm

Gewichtsklasse: meistens unter 80kg

Beruf: Beamter

Trainer seit: 1985

Graduierung: 5.Dan

Erster Trainer: Juppi Strumann